Kultpraktiken der Kelten
Die Treverer verehrten wie ihre gallischen Nachbarstämme die Götterwelt in einer sich fundamental vom römischen Kult unterscheidenden Weise. Monumentale Tempel und
Heiligtümer waren ihnen ebenso fremd wie Götterbilder, Altäre und Weihinschriften.
Die Opferpraktiken der Kelten zeugen von einem Bewusstsein für die verborgenen Kräfte der Natur. Heilige Haine, Quellen und Gewässer, sowie tiefe Erdschächte oder Höhlen wurden als Heiligtümer genutzt.
Das früheste archäologisch fassbare Heiligtum auf dem Martberg entstand etwa 50 vor Chr. auf dem zuvor lange Zeit freigehaltenen zentralen Platz inmitten der Siedlung. Ein 10 x 12 m messendes Grabengeviert markierte den heiligen Bezirk innerhalb eines weitläufigen Palisadenzaunes. Eine Brücke und vermutlich verzierte Holzstatuen definierten den Opferplatz, an dem zahlreiche Gold-, Silber- und Bronzemünzen, sowie auch Waffen niedergelegt wurden. Diese Opfergaben weisen häufig Hiebspuren auf. Die Zerstörung der Gegenstände kennzeichnete diese als Gabe an die Götter.
Vermutlich ebenfalls im kultischen Zusammenhang steht eine 60 x 80 m messende, nur kurzfristig genutzte Spitzgrabenanlage, die sich an dieses erste Heiligtum anlehnt. In der Westecke wurden trapezförmig angeordnete Pfostenstellungen aufgefunden. Zahlreiche rituell verbogene Lanzenspitzen, Schwerter und zerhackte Schildbuckel ermöglichen die Rekonstruktion eines öffentlichen Waffenopfers mi Rahmen einer grösseren Versammlung der Treverer.